Von Tulcan nach Cayambe

Nach fast zwei Monaten in Kolumbien ging es über die Grenze nach Ecuador. An diesem Sonntagmorgen war sehr wenig los und der Übergang verlief problemlos. Eine gewisse Anspannung war bei uns aber trotzdem vorhanden. Was wird sich ändern in dem neuen Land? Was werden wir vermissen und was wird uns begeistern.

Ein paar Kilometer nach der Grenze erreichten wir die Stadt Tulcan. Das erste was uns hier aufgefallen ist, war der Kehrichtwagen. Der fährt nicht einfach durch die Gegend und sammelt den Abfall ein. Nein, dazu wird sehr lauf Musik gespielt und das am frühen Morgen.

Tulcan ist eine kleine Grenzstadt. Aussergewöhnlich ist hier der Friedhof, der inzwischen zu einer Touristenattraktion geworden ist. Im Jahr 1936 begann José María Azael Franco Guerrero seine kreative Ader auszuleben und formte mit seiner Heckenschere die unterschiedlichsten Figuren.

Viele Besucher bestaunen heute die unterschiedlichen Figuren und laufen herum um Fotos zu machen. Ungewohnt für einen Friedhof, herrschte hier eine recht fröhliche Stimmung.

Nach Tulcan ging es ab in die Berge. Hier fand gerade die Kartoffelernte statt. Von Hand wurden die Kartoffeln ausgegraben und in Säcke verpackt. Oben am Hang hatten einige Frauen eine mobile Küche eingerichtet und waren fleissig am Mittagessen kochen. Gleichzeitig betreuten sie die Kinder.

In Ecuador ist gerade Regenzeit. Darum wurde es im Paramo „El Angel“ auch mal ziemlich schlammig. Hier haben wir uns zeitweise Gummistiefel gewünscht.

Teilweise war es herausfordernd, ohne nasse Füsse weiter zu kommen. Unser neuer Begleiter hatte da weniger Probleme. Er begleitete uns den ganzen Tag durch den feuchten Paramo. (mehr als 45 Kilometer)

Die wunderschöne Landschaft des Paramo El Angel war überwältigend. Diese Weite und die speziellen Palmen sind ein einzigartiger Anblick.

Wie es hier zur Regenzeit gehört, zogen am Nachmittag schwarze Wolken auf. Kurz vor dem Pass fing es dann an zu regnen. Mit Regenklamotten fuhren wir die restliche Strecke zum Pass hinauf.

Unser Weg glich nun eher einem Bach. Oben auf dem Pass war es sehr kalt und nach einer kurzen Rast machten wir uns an die Abfahrt. Die Strasse auf dieser Seite des Passes war recht gut und so kamen wir flott voran. Beim hinunter sausen, freuten wir uns schon auf eine heisse Dusche und trockene Kleider.

Auch hier in Ecuador gibt es Karneval. Wir waren sehr überrascht, als wir aus fahrenden Autos mit Schaum und Wasserballons beworfen wurden. Erwachsene und Kinder kicherten und freuten sich über unsere überraschten Gesichter. Auch an strategisch günstigen Strassenecken versteckten sich Kinder und machten sich einen Spass daraus, andere mit Wasserballons, oder Kesseln voll mit Wasser zu überraschen.

Im kleinen Dorf Imantag oberhalb von Otavalo, legten wir eine kleine Mittagspause auf dem Dorfplatz ein. Plötzlich strömte eine Prozession an uns vorbei in die Dorfkirche. Im Verlauf des Tages begegneten uns diverse Leute mit einem Aschenkreuz auf der Stirn. Uns wurde klar, heute war Aschermittwoch.

In Otavallo machten wir ein paar Tage Halt und genossen die lebhafte Stadt. Den bekannten Markt am Samstag haben wir leider verpasst.

In Ecuador gibt es noch viele Strassen mit Kopfsteinpflaster. Diesen Strassen sind im Unterhalt wahrscheinlich sehr pflegeleicht, für Radfahrer aber ein Graus. Die Strassen sind zum Teil sehr steil angelegt. Für uns bedeutete dies oft, das Fahrrad einen Hang hoch zu schieben, bis es wieder flacher wurde.

Kurz nach Otavalo beim Lago San Pablo konnten wir den Vulkan Imbabura mit Wolken bestaunen.

Weiter südlich landeten wir auf einer sechsspurigen Autobahn. Der Pannenstreifen dient hier als Radweg und wurde von vielen einheimischen Rennradfahrern rege benutzt.

Nach einem kleinen Pass erreichten wir die Umgebung von Cayambe. Als erstes fielen uns hier die vielen Treibhäuser auf. Was da wohl angebaut wird?

Das Rätsel löste sich, als wir nahe an einem Treibhaus vorbei fuhren. Hier werden im grossen Stiel Rosen gezüchtet. Ecuador ist weltweit einer der Hauptexporteure der beliebten Blumen. Rund die Hälfte der Produktion geht nach Europa. Wenn wird Rosen verschenken, ist die Chance gross, dass diese aus Ecuador stammen.

Nach Cayambe haben wir ihn endlich erreicht, den Äquator. Südlich von hier drehen die Abflüsse in den Badewannen nun auf die andere Seite 😉

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