Von Nuevo Tingo nach Tayabamba

Nach viel Chachapoya-Kultur in Kuelap und der Umgebung von Nuevo Tingo fuhren wir weiter ins Tal hinein

Das Wetter war wieder mal traumhaft. Leider machten uns in tieferen Lagen (bis ca 2700 m.ü.M) immer wieder kleine Stechfliegen (Sandflies) das Leben schwer. Ein Halt zum Essen / Trinken war kein Vergnügen mehr. In kurzer Zeit waren unsere Beine trotz Mückenspray zerstochen. In der Nacht liessen uns die Moskitos nicht schlafen. Hier gibt es keine Moskitonetze und die Fenster waren nicht wirklich dicht. So gelangten immer wieder Moskitos in unser Zimmer und schwirrten um unsere Ohren. Nach ein paar Nächten hatten wir definitiv genug und wir wollten endlich mal wieder ungestört durchschlafen.

Kreativität war gefragt. In Yerbabuena stellten wir kurzerhand unser Innenzelt aufs Bett und hatten so einen tollen Moskitoschutz. In dieser Nacht schliefen wir tief und fest 😀

Leymebamba ist ein kleines Dorf in der Provinz Chachapoyas und liegt zuhinterst im Tal. Das Dorf ist bekannt für sein Museum. Dort werden verschiedene Funde der Chachapoya-Kultur ausgestellt. Neben 200 Mumien sind auch Khipu (was in der Quechua Sprache: Knoten bedeutet) ausgestellt. Khipu war ab dem 7. Jahrhundert n.Chr. eine in Südamerika verbreitete Knotenschrift und wurde bis nach Ende des Inkareichs 1532 verwendet.

Weiter oben haben wir unser Zelt bei einer kleinen Dorfschule aufgeschlagen. Da die Schule in der Karwoche geschlossen war, mussten wir uns am Morgen nicht beeilen mit Zusammenpacken. 

Nach dem obligaten Regen in der Nacht hatten wir am Morgen wieder tolles Wetter. In dieser Gegend wird hauptsächlich Milchwirtschaft betrieben. Während wir Richtung Calla Calla Pass fuhren, genossen wir die morgendliche Stimmung.

Oben auf dem Calla Calla (3600 m.ü.M.) war es dann ziemlich kalt und wir haben uns dick eingepackt für die Abfahrt.

Die Abfahrt war fantastisch. Von 3600 m.ü.M ging es über eine Strecke von 60 Kilometern hinunter nach La Balsa auf 800 m.ü.M. Die Abfahrt betrug also 2800 Höhenmeter. Das war wohl die längste Abfahrt die wir in unserem Leben je gemacht haben.

Bis auf einen kleinen Gegenanstieg konnte man es immer rollen lassen. Die Strasse war aber teilweise in schlechtem Zustand und man musste sehr konzentriert fahren. Mit unzähligen Stopps für Fotos brauchten wir fast 3 Stunden für diese tolle Strecke.

Unten im Tal trafen wir wieder auf den Rio Marañón. Spannend waren auch die verschiedenen Klimazonen. Oben auf dem Calla Calla war es kalt und sehr grün und unten in La Balsa sehr heiß und trocken. 

In La Balsa angekommen, fühlten wir uns wie in einem Backofen. Die Aussicht, uns mit dem Fahrrad wieder 2000 Höhenmeter hinauf zu quälen, war nicht sehr verlockend. Zum Glück stand auf dem Dorfplatz ein Colectivo (Sammeltaxi) zur Abfahrt bereit. Kurz entschlossen fragten wir, ob noch Platz für zwei Personen plus Fahrräder vorhanden sei. Das hatten sie. Wir luden unsere Velos auf das Dach des Kleinbusses und liessen uns über 2000 Meter hinauf nach Celendin chauffieren.

Nach einer Nacht im schönen Celendin ging es dann ebenfalls mit einem Colectivo weiter nach Cajamarca. Die farbigen Trachten und die grossen weissen Hüte der Frauen sind typisch für diese Region.

Beim erkunden der Stadt viel uns eine lange Treppe auf, die den Hang hinauf zu einer Aussichtsplattform führte.

Diesen Aussichtspunkt besuchten wir am nächsten Tag und genossen die herrliche Aussicht auf die Stadt.

Cajamarca ist eine schöne, gemütliche Stadt. Der Tourismus ist überschaubar. Da gerade Ostern war, zirkulierten verschiedene Prozessionen in der ganzen Stadt herum. Einzelne Strassen wurden gesperrt und der Verkehr wurde über längere Zeit angehalten.

In dieser Gegend gibt es auch viele Moto-Taxis. Diese hier sind aber geschlossen, so das man gegen Kälte und Regen geschützt ist.

Unser nächstes Ziel war die Cordillera Blanca. Da Peru ein riesiges Land ist, beschlossen wir mit Bus und Camionetas (Pickups) zu Reisen, um schneller vorwärts zu kommen. Hier wurden gerade unsere Fahrräder fachmännisch verladen und gut festgebunden. Dann fuhren wir neun Stunden lang bei Dauerbeschallung mit regionaler Volksmusik durchs Gebirge.

Die Fahrt führte durch wilde und zum Teil sehr einsame Gegenden. Unser Fahrer war sehr geschickt und fuhr die meiste Zeit einhändig und checkte auf seinem Handy neue Nachrichten oder war am Telefonieren. Überholt wurde oft vor Kurven oder wenn es die Strassenbreite irgendwie zuliess. (Am Schluss des Videos überholen wir den roten Hilux in einer unübersichtlichen Kurve)

Auch hier überquerten wir den Rio Marañón ein weiteres mal.

Die Dimensionen und Distanzen hier sind gewaltig, die Strassen oft in schlechtem Zustand. Wir sind im Land der Toyota Pickups gelandet.

Durchgeschüttelt und todmüde kamen wir bei Dunkelheit im Minenstädtchen Retamas an. Im ersten Moment dachten wir, mein Gott, wo sind wir hier bloss gelandet. Der Ort wirkte sehr beengend auf uns. Es war, als ob jemand in der Schöllenenschlucht eine Stadt gebaut hätte. Die Strasse war sehr eng und völlig verstopft. Von oben und unten versuchten Lastwagen und PWs zu kreuzen. Nach einem kurzen Nachtessen sanken wir todmüde im Hotelzimmer in unser Bett.

Am Morgen sah der Blick aus dem Fenster von unserem Hotelzimmer so aus.

Nach einem stärkenden Frühstück ging es nach kurzer Preisverhandlung weiter mit einem Camioneta (Pickup). Die Platzverhältnisse waren gelinde gesagt sehr beengend. Vorne neben dem Fahrer sassen zwei Personen und hinten waren wir zu viert. Auf der Ladefläche waren unsere Fahrräder und Gepäck verstaut. Zwischendurch fanden dort noch drei weitere Personen Platz. Das Motto der Fahrer lautet, je mehr Personen mitfahren, desto mehr Geld.

Von Retamas bis hinauf in die Berge sah man überall kleinere und grosse Minen. Hier in der Gegend wird seit vielen Jahren Gold abgebaut.

Unser Ziel war die Ortschaft Tayabamba. Dort verbrachten wir zwei Tage.

Bei unserer Ankunft sahen wir überall Jugendliche die Strassen wischen. Auf der Suche nach einer Unterkunft waren wir nach kurzer Zeit von einer Schar umstellt.

Es gab viele Fragen zu beantworten und jede/r wollte ein Selfie mit uns machen. Irgendwann fanden wir dann doch noch eine Unterkunft. Später haben wir herausgefunden, dass die grosse Putzaktion wegen einem anstehenden Fest durchgeführt wurde.

Das Fest zu Ehren von Santo Toribio dauert eine ganze Woche. Am Abend war das halbe Dorf auf den Beinen.

Für die kleinen gab es tolle, lustige Elektromobile. Wir haben die zwei Tage in Tayabamba sehr genossen und sind nun voller Tatendrang mit unseren Velos neue Regionen zu erkunden.

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