Nun sind wir also in Peru. Eigentlich wollten wir vor fünf Jahren schon ein paar Monate in diesem riesigen Land verbringen. Damals hat uns die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir freuen uns riesig darauf, dieses Land zu erkunden.

Wir haben die Grenze zwischen Ecuador und Peru bei La Balsa / Namballe überquert. Die Einreise verlief recht zügig. Leider haben wir nur ein 90 Tage Visum bekommen. Das ist doch relativ wenig, wenn man dieses grosse Land mit dem Velo erkunden will. Nach der Grenze haben wir im kleinen Dorf Namballe übernachtet. Das Dorf liegt auf 700 m.ü.M und es war entsprechend warm .

Auf der Weiterfahrt sahen wir In vielen Dörfern am Strassenrand Kaffee- oder Kakaobohnen zum trocknen ausgebreitet.
Auf unserer Route sahen wir viele kleinere „Seilbahnen“ mit denen man Flüsse überqueren kann. Bei den meisten muss man sich selber über die Flüsse ziehen. Hier sieht man eine Bahn, welche sogar „bedient“ wird.

Der Viehtransport verläuft hier manchmal auf sehr ungewohnte Weise. Dieses Rind wird mit Bambusstangen fixiert, damit es während der Fahrt nicht umkippt.
Nach einer Nacht in der kleinen Stadt San Ignacio (1260 m.ü.M.) ging es wieder hinunter in heissere Regionen. Wenn man an Peru denkt, sind Reisfelder sicher nicht das Erste, was einem in den Sinn kommt. Es war faszinierend die verschiedenen Stadien des Wachstums auf den verschiedenen Feldern zu beobachten. Vor dem Bepflanzen wird der Boden zum Teil mit Maschinen bearbeitet.

Ein paar Kilometer weiter sahen wir Leute, welche die Reissetzlinge in mühsamer Handarbeit anpflanzten.

Einige Reisfelder waren schon trocken gelegt. Der Reis wächst nun bis zur Ernte so weiter.

Der geerntete Reis wurde in grosse Säcke verpackt. Hier wurden die Reissäcke mit Pferden vom Feld an den Strassenrand transportiert. Dort werden die Säcke auf Lastwagen verladen. Immer wieder überholten uns grosse Lastwagen schwer beladen mit Reissäcken.

Zum Teil werden die Felder nach der Ernte abgebrannt. Dadurch soll das Pflügen etwas einfacher werden.

Am Abend kamen wir nach einem langen Tag auf dem Fahrrad in der hektischen Stadt Jaen an. Wir waren schon recht müde und der Verkehr forderte nochmals unsere volle Konzentration.

Die Moto Taxi beherrschen hier die Strassen. Die offiziellen Taxis sind seitlich oder hinten mit einer Nummer gekennzeichnet und so leicht zu erkennen. Viele Leute haben ein günstiges Moto Taxi an Stelle eines Autos. Ganze Familien werden damit herum gefahren.
Am Strassenrand die Hand hochhalten und schon kann man sich bequem zurück ins Hotel fahren lassen. Allerdings muss man sich dabei gut festhalten.

Nik sitzt schon erwartungsvoll im Moto Taxi.
Nach Jaen fuhren wir wieder in einsamere Gegenden. Dabei mussten wir bei Bellavista den Rio Marañón mit einer Fähre überqueren. Die Strömung war zum Teil beachtlich. Der Rio Marañón ist der linke und grössere der beiden Quellflüsse des Amazonas.

Und irgendwo im nirgendwo hat es Nik wieder erwischt. Aktuelle Pannenstatistik: 5:0 für Nik

Bei sehr warmen Temperaturen fuhren wir in ein enges Tal hinein Richtung Pedro Ruiz. Offizielle Übernachtungsmöglichkeiten gab es hier keine. Spontan fragten wir in einem Restaurant, ob wir unser Zelt für eine Nacht aufstellen dürfen. Im Sommer finden hier verschiedene Events statt. Wir durften unser Zelt vor der Bühne aufstellen. Mal was anderes 😉

Groupie Ruth wartet auf die grosse Show von Bühnenstar Nik.

Am nächsten Tag mussten wir kräftig in die Pedalen treten hinauf ins Dorf San Pablo. Von dort führt ein schöner Weg über sechs Kilometer zum Gocta Wasserfall.

Der Gocta Wasserfall zählt mit seinen 771 Metern Fallhöhe zu einem der längsten Wasserfällen der Erde. Vom Sprühnebel wurden wir in kurzer Zeit nass.

Auf dem Rückweg genossen wir den schönen Weg durch dschungelartige Vegetation.
Unser nächstes Ziel war Nuevo Tingo. Unterhalb des Dorfes hatte ein kleiner Rutsch die Strasse verschüttet. Der Pick Up war hier klar im Vorteil. Nik musste dem Moto Taxi bei der Überquerung Hilfe leisten weil es stecken blieb. Wir zogen unsere Sandalen an und überquerten den Rutsch zu Fuss.

In der Nähe von Nuevo Tingo befindet sich die ehemalige Chachapoya Siedlung Kuelap. Kuelap wird oft als kleines Machu Picchu von Nordperu bezeichnet. Hier wurde in den letzten Jahren viel in die Infrastruktur investiert. Man möchte den Tourismus hier stark ankurbeln und ein kleines Machu Pichu daraus machen. Bis jetzt ist dies noch nicht richtig geglückt. Wegen Corona und dem Einsturz von Ruinenmauern musste die Anlage länger geschlossen bleiben. Seit 2017 fährt von Nuevo Tingo die erste Gondelbahn von Peru hinauf nach Kuelap. Wir waren fast die einzigen Touristen vor Ort. Die Anlage wird immer noch restauriert und es kann nur ein kleiner Teil besichtigt werden.

Kuelap war eine Siedlung der Chachapoya Kultur und ist noch älter als die der Inkas. Sie wurden später von den Inkas vertrieben. Über die Kultur ist noch recht wenig bekannt. Man weiss, das es hier ca. 500 Rundhäuser gab. Diese wurden hinter einer hohen Mauer erbaut und es gab nur drei schmale Eingänge ins Dorf.

Die Mauern wurden aus behauenen Steinen erbaut.

Die Häuser waren innen alle in etwa gleich unterteilt. Eingang, Kochstelle, hinten leicht erhöht die Schlafstelle.

Einige der Rundhäuser waren mit schönen Ornamenten verziert. In der Umgebung findet man weitere kleinere Siedlungen, welche aber überwuchert sind und langsam verfallen.
Für uns war der Besuch von Kuelap sehr interessant. Uns war nicht bewusst, dass es vor den Inkas so viele andere Vorinkakulturen in ganz Peru gab. Einige wurden durch die Inkas verdrängt, andere verschwanden und man vermutet klimatische Ursachen für deren verschwinden.