Von Puerto Montt nach Coyhaique

Die Zeit in Puerto Montt verging wie im Flug. Bei schönstem Wetter und top motiviert schwangen wir uns nach ein paar Tagen wieder auf unsere Velos.

Auf den nächsten Teil unserer Reise hatten wir uns schon lange gefreut. Endlich fuhren wir auf der Carretera Austral. Diese Strasse wurde in den 70er / 80er Jahren gebaut und erstreckt sich über 1350 Kilometer bis nach Villa O Higgins.

Nach Puerto Montt führte die Strasse über längere Zeit der Küste entlang. Wir fuhren an vielen kleinen Buchten vorbei.

Ab und zu trafen wir auch auf kleinere Dörfer. Für einen Sonntag hatte es recht wenig Verkehr.

Die jungen Stiere am Strassenrand wollten wohl überschüssige Energie los werden. Der Dritte wirkte eher gelangweilt.

In La Arena überquerten wir auf einer kleineren Fähre unseren ersten Fjord auf der Carretera Austral.

Im kleinen Dorf Contao übernachteten wir auf einem schönen Zeltplatz im hohen Grass. Die Zeltplätze sind oft eher einfach ausgestattet. Die Preise variieren je nach Saison und Ort sehr stark. Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Hornopirén.

Das Dorf Honopierén wurde nach dem gleichnamigen Vulkan benannt. Von dort wollten wir am nächsten Morgen die Fähre nach Caleta Gonzalo nehmen. Der Besitzer unseres Hostals war ein Vogelliebhaber. Mit seinem Fernglas konnten wir am Strand viele Vögel beobachten. Wir sahen einige Schwarzhalsschwäne, Imperial Kormorane und verschiedene Möwenarten.

Am nächsten Morgen warteten am Hafen schon viele Autos, Motorräder und Velofahrer auf die Fähre. Trotz Vorsaison war das Schiff recht gut besetzt. In der Hochsaison (Dezember – Februar) ist die Fähre oft auf Tage hinaus ausgebucht.

Wir hatten schon lange nicht mehr so viele Velofahrer auf einem Haufen gesehen. Rund zehn Velofahrer waren mit uns auf der Fähre. Die Carretera Austral ist bei Velofahrern sehr beliebt. An Bord konnten wir wieder einmal so richtig fachsimpeln.

Die Bucht von Honopierén ist bekannt für Delfine. Kurz nach der Abfahrt der Fähre begleiteten uns Chilenische Delfine.

Die Fahrt dauerte gut fünf Stunden und man konnte gemütlich an der Sonne sitzen, die herrliche Landschaft geniessen oder mit anderen Mitreisenden plaudern. Am späteren Nachmittag legte die Fähre bei Caleta Gonzales an. Es dauerte einige Zeit, bis sämtliche Fahrzeuge vom Schiff gefahren waren. Von hier ging es auf Naturstrassen weiter. Die vielen Fahrzeuge wirbelten eine Menge Staub auf. Die meisten Velofahrer warteten, bis sich der Staub etwas gelegt hatte. Die Reise konnte nun weiter gehen und es wurde mit viel Elan in die Pedalen getreten. Einige waren hoch motiviert und wollten an diesem Nachmittag noch fünfzig Kilometer fahren. Wir nahmen es etwas gemütlicher und steuerten einen gut zwanzig Kilometer entfernten Campingplatz an.

Der Campingplatz lag in der Nähe vom Lago Rio Negro. Wir hatten einen gedeckten Platz mit Bank, Tisch und WC Häuschen. Wir teilten den Campingplatz mit einem Velofahrer aus Seattle.

Am nächsten Morgen machten wir einen kleinen Spaziergang zum Lago Río Negro. Der Weg führte durch dschungelartigen Wald. Leider war das Ufer des Sees ziemlich zugewachsen und man konnte das Wasser nur in der Ferne sehen.

Nach der Rückkehr zum Campingplatz machten wir uns an die Weiterfahrt. An einem Aussichtspunkt konnten wir dann aber doch noch einen Blick auf den Lago Río Negro werfen. Wir befanden uns mitten im Pumalin Nationalpark.

In Chaitén übernachteten wir in einem kleinen Hostal. Das Dorf liegt direkt am Meer und ist recht überschaubar. Der Ort Chaitén und seine Einwohner blicken auf eine schwere Zeit zurück. Der Ort wurde im Jahr 2008 von einem schweren Vulkanausbruch heimgesucht. Die Ortschaft sollte nach diesem Ereignis nicht mehr aufgebaut werden. 12 Einwohner weigerten sich aber, den Ort dauerhaft zu verlassen. Eine Einwohnerin erzählte uns, dass sie drei Jahre lang für den Wiederaufbau kämpften. Sie hatten während dieser Zeit weder fliessendes Wasser, noch Strom und auch keine medizinische Versorgung. Sie mussten sich selber organisieren.

In der Region kann man manchmal auch Seiwale beobachten.

Bei Kaffee und Kuchen liessen wir den schönen Nachmittag ausklingen. Von den deutschen Einwanderern haben sich auch einige deutsche Wörter im Sprachgebrauch etabliert. Hier bestellt man keine „Tarta“ sondern „Kuchen“ und es gibt Apfelstrudel.

Am Abend genossen wir wieder ein leckeres Nachtessen. Es gab das chilenische Nationalgericht Chupe de Centolla.

Nach so viel Essen konnte ein bisschen Bewegung nicht schaden. Unsere Reise ging weiter durch wilde, grüne Landschaften mit Schneebergen und Gletschern. Die Landschaft war extrem abwechslungsreich und wir konnten uns fast nicht satt sehen.

In Villa Santa Lucia verbrachten wir eine weitere Nacht. Das Wetter blieb weiterhin stabil und es war angenehm warm.

Die meisten Dörfer sind hier sehr klein. Ein zwei Dorfläden und ein paar Restaurants, die in der Nebensaison noch geschlossen waren.

Wir freuten und jeden Tag aufs Neue, mit dem Velo durch diese schöne, blühende Natur zu fahren. Es ist Frühling in Patagonien.

Diese rotblühenden Bäume sieht man hier überall. Dabei handelt es sich um den chilenischen Feuerbaum. Dieser Baum wird zum Teil auch bei uns in den Gärten angepflanzt.

Die Region ist eher spärlich besiedelt. Ab und zu fuhren wir an einzelnen Bauernhöfen vorbei. Die Häuser werden vorwiegend aus Holz gebaut. Die Dächer mit Blech abgedeckt. Weil Chile durch Erdbeben gefährdet ist, macht diese Bauweisse durchaus Sinn. Das Wetter in Patagonien ist oft nass und rau.

Landwirtschaft gibt es nur in den grösseren Tälern. Grosse Gebiete sind bewaldet.

Holz gibt es daher im Überfluss. Geheizt wird vorwiegend mit Holz. Der nächste Winter kommt bestimmt und man sorgt für genügend Vorrat.

In Puyuhuapi machten wir einen Kaffee- und Kuchen-Stop. Hier gab es wieder deutsche Strassennamen wie z.B. Otto Übel oder Hamburgo.

Am Ortsausgang überquerten wir eine Brücke mit dem Namen Helmut Hoppendietzel. Helmut ist ein Nachfahre deutscher Einwanderer und hat früher in Puyuhuapi eine Teppichfabrik geführt. Heute produziert er ein lokales Bier.

Die Reise ging weiter an schönen Fjorden vorbei. Es kam uns etwas komisch vor, dass wir immer noch am Meer waren.

Einige Teilstücke führten uns wieder auf Naturstrassen und es wurde wieder etwas staubig. An diesem Tag war es richtig warm und wir kamen ganz schön ins Schwitzen.

Irgendwann gelangten wir wieder auf Asphalt und weiter ging es gegen Süden. Immer wieder sahen wir Talabschlüsse mit herrlichen Gletschern.

Vereinzelt kamen wir an Farmen mit Mutterkuhhaltung vorbei.

Im Winter bieten die grossen Ställe etwas Schutz für die Tiere.

An diesem Tag hatten wir zwei knackige Anstiege bewältigt und die Temperaturen waren schon fast sommerlich warm. Unser Zelt stellten wir direkt an der Laguna de las Torres auf. Danach genehmigten wir uns ein erfrischendes Bad im See. Ach, war das herrlich. So macht Campen richtig Spass. Wir wuschen noch ein paar Kleidungsstücke und legten sie zum trocknen an die Sonne. Ein paar Touristen aus England übernachteten mit ihren Wohnmobilen gleich neben uns. Sie spendierten uns ein Bier und wir plauderten noch ein wenig mit ihnen. Einer packte seine Angelrute aus und ging zum Fliegenfischen an den See. Zur allgemeinen Belustigung fing er an Stelle eines Fisches die Velohose von Nik, welche zum Trocknen an der Sonne lag.

Das Gelände war recht hügelig und es ging am nächsten Tag auf und ab. So kamen doch einige Höhenmeter zusammen.

Mal ging es durch enge Täler, mal wieder durch weite Ebenen. Wasser hat es hier genügend. Überall gab es Bäche, an denen wir unsere Trinkflaschen auffüllen konnten. Es ist ein schöner Luxus, überall Wasser in Trinkqualität zu haben.

Nach einigen Tagen kamen wir in der Stadt Coyhaique an. Der Wetterbericht hatte für die nächsten Tage Regen und starken Wind gemeldet. Also beschlossen wir, hier ein paar Ruhetage einzulegen.

Coyhaique ist der grösste Ort in der Gegend und hat mehr als 50 000 Einwohner. Trotzdem hat der Ort eher einen dörflichen Charakter.

Hier im Süden von Chile fallen die vielen chilenischen Fahnen vor den Häusern auf. Zum Teil hatte es pro Haus gleich zwei davon.

Zwischen Puerto Montt und Coyhaique haben wir etwa 600 Kilometer zurückgelegt.

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