Bolivien, ein neues Land und neue Abenteuer. Das erste Abenteuer erlebten wir allerdings schon am peruanischen Zoll. Wir wollten mit dem Bus von Puno (Peru) über die Grenze nach Copacabana (Bolivien) fahren. Normalerweise halten die Busse für 30 Minuten beim Zoll, damit die Fahrgäste die Formalitäten erledigen können. Ruth bekam ihren Ausreisestempel recht zügig. Bei Nik lief es leider nicht so gut. Irgendwas mit dem System lief nicht richtig. Die Zeit verging und wir wurden langsam etwas unruhig. Unsere Velos waren noch im Bus. Ruth entschied sich, schon mal alleine mit dem Bus weiter zu Reisen. Nik wollte dann sobald wie möglich nachkommen.

Von der Migration Perus ging es ca. 5 Minuten zu Fuss zur Migration Boliviens. Dort verlief die Einreise ohne Probleme und Ruth erwischte unseren Bus im letzten Moment. Der Bus wäre einfach ohne uns abgefahren. Was dann in Copacabana mit unseren Velos passiert wäre, steht in den Sternen. Nach mehr als zwei Stunden bekam auch Nik den Ausreisestempel und fuhr mit einem Sammeltaxi nach Copacabana.

Copacabana ist eine kleine Stadt am Titicacasee. Die Stadt ist ein wichtiger Wallfahrtsort und ein Touristenzentrum. Die Basilika ist ein Pilgerzentrum für Bolivianer und Peruaner. Hier wird die Jungfrau von Copacabana (Schutzpatronin von Bolivien) verehrt.

In den Strassen von Copacabana sahen wir einige blumengeschmückte Autos. Zuerst dachten wir, sie gehören zu einer Hochzeitsgesellschaft. Weit gefehlt, viele Autofahrer lassen hier ihre Autos segnen. Vor der Basilika hat es viele Stände, welche Utensilien für diese Zeremonien verkaufen. Nachdem die Autos aufwändig mit Blumen dekoriert wurden, werden sie von einem Priester gesegnet und mit Bier oder Champagner besprüht.

An diesem Tag bestiegen wir einen 4000er, den Cerro Calvario. Von Copacabana (ca 3800m.ü.M.) mussten wir nur etwa 200 Höhenmeter bewältigen.😜 Die Aussicht auf die Bucht war wunderschön.

Der Cerro Calvario galt schon in der Inkazeit als heiliger Berg und ist inzwischen ein beliebter Wallfahrtsort.

Nach ein paar erholsamen Tagen in Copacabana ging es weiter nach La Paz. Wegen Problemen mit unseren Velos nahmen wir den Bus. In Tiquina mussten wird den Autobus verlassen, um den Titicacasee zu überqueren. Der leere Autobus wurde mit einer separaten Fähre ans andere Seeufer transportiert.

Wir durften mit einem kleinen Boot auf die andere Seite fahren.

La Paz ist für richtige Seilbähndler der Höhepunkt einer Südamerikareise. In dieser Stadt gibt es zehn Gondelbahnen mit insgesamt 26 Sektionen.
Die Gondelbahnen dienen als Verkehrsmittel für die Bevölkerung und sind relativ günstig. Sie eignen sich auch hervorragend, um sich einen Überblick über die Stadt zu verschaffen. Die Grösse der Stadt ist wirklich sehr beeindruckend. Wir haben 13 der 26 Sektionen ausgiebig getestet 😜.

Am Tag unserer Ankunft in La Paz gab es ein Stadtfest. In der ganzen Stadt fanden bis spät abends unzählige Paraden mit Blasmusik und Tänzen statt.

Auch in La Paz gibt es verschiedene Touristenstrassen. Das Angebot der verschiedenen Läden war mehr oder weniger immer gleich. Diverse Agenturen boten verschiedene Ausflüge und Bergtouren an.

Nach dem Feiertag waren die Strassen wieder mit Leben gefüllt und wir genossen es, ein bisschen durch die Gassen zu schlendern.

Der Mercado de las Brujas (Hexenmarkt) ist auch bei den Touristen sehr beliebt. Wir hatten schon in anderen Städten in Peru solche Läden gesehen. Die lokale Bevölkerung kauft dort ihre Kräuter und Wundermittel ein oder lässt sich die Zukunft voraus sagen. Leider werden dort auch getrocknete Lamababys verkauft.

Nach ein paar Tagen in La Paz zog es uns wieder aufs Velo. Um vom Talkessel von La Paz hoch nach El Alto zu kommen, nahmen wir die Lineá Roja. Von dort fuhren wir Richtung Westen. Die ersten 10 Kilometer ging es im Schritttempo durch das quirlige El Alto. Hier war um einiges mehr los, als unten in La Paz.

Auf gutem Asphalt kamen wir flott voran . Es herrschte viel Verkehr. Doch auf dem Pannenstreifen fühlten wir uns recht sicher. Irgendwann überholten wir eine lange Kolonne Lastwagen. Was da wohl los war? Diesel und Benzin sind in Bolivien eher Mangelware. Lastwagen, Busse und Autos stehen vor Tankstellen in langen Kolonnen an und warten, bis sie tanken können.

Die nächsten paar Tage kamen wir in einsamere Gegenden. Der Verkehr wurde immer spärlicher. Wir hatten die Strassen so gut wie für uns. Gemütlich rollten wir durch schöne Landschaften.

Tja, und dann ist es passiert. Nach einem halben Jahr auf dem Velo, hat auch Ruth Ihren ersten Plattfuss eingefangen.

Wenige Kilometer später hat es dann auch Nik wieder erwischt 😳

Wie schon bei früheren Reifenpannen fanden wir kleine, dünne Drähte in den Reifen. Die Übeltäter waren geplatzte Lastwagenpneus. Die Pneuresten liegen überall am Strassenrand herum.

Nach der Pannenpause ging es weiter durch herrliche Landschaften.

An diesem Fluss fanden wir einen herrlichen Zeltplatz. In der Trockenzeit sind viele Flüsse ausgetrocknet. Wir genossen das kühle Nass, um unsere verschwitzten Körper und etwas Wäsche zu waschen.

Auf kleinen Hügeln sahen wir immer wieder Chullpas. Das sind alte Grabstätten für Angehörige nobler Familien. Im Inneren sieht man noch vereinzelt menschliche Knochen und Schädel liegen.

Die abstrakten Felsformationen waren sehr faszinierend.

Schon von weitem sahen wir Ihn, den höchsten Berg Boliviens. Einsam und imposant steht der Vulkan Sajama (6542 m.ü.M.) mitten in der Landschaft.

Neben dem Sajama sah man die Zwillingsvulkane Parinacota (6342 m.ü.M.) und Pomerape (6282 m.ü.M.)

Der Sajama Nationalpark ist auch bekannt für seine natürlichen Thermen. Wir konnten unser Zelt direkt neben einer Therme aufstellen. Nachdem am Abend alle Besucher gegangen waren, genossen wir ein nächtliches Bad im warmen Wasser mit Blick auf den Sajama.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück, hüpften wir gleich nochmals ins warme Wasser. Herrlich, was die Natur hier zu bieten hat.
Kurz danach zog eine Bäuerin mit ihrer Lama- und Alpacaherde an unserem Zeltplatz vorbei. Was für ein schöner Anblick.

Da wir uns schon mehrere Wochen über 4000 m.ü.M. aufhielten, waren wir gut anklimatisiert. Wir beschlossen einen 6000er in der Umgebung zu besteigen. Der Besitzer in unserer Unterkunft war Bergführer. Kurzerhand mieteten wir bei Ihm die nötige Ausrüstung und schon am nächsten Tag ging es sehr früh am Morgen mit Gregorio hinauf zum Vulkan Acotango (6052 m.ü.M.)

Genau zum Sonnenaufgang erreichten wir den Gipfel des Acotango. Die Aussicht war unbeschreiblich schön, aber es war Ar….kalt.🥶
Leider hatten wir keine Urnerfahne dabei 🫣

Unser Bergführer Gregorio erzählte uns eine lustige Geschichte. Bei einem Bergsee in der Nähe muss sich ein Viscacha als blinder Passagier bei Touristen eingeschlichen haben. Im Dorf Sajama ist er dann ausgestiegen und lebt nun dort auf dem Dorfplatz. Am Nachmittag sahen wir das Viscacha tatsächlich friedlich an der Sonne sitzen.😊
Die Reise in den Sajama Nationalpark hat sich sehr gelohnt. Wir haben die Zeit hier sehr genossen.