Nach der Carretera Austral ging unsere Reise weiter Richtung Süden zu den beiden Nationalparks Los Glaciares in Argentinien und Torres del Paine in Chile.

Früh am Donnerstag Morgen legten wir die acht Kilometer zum Hafen am Lago O’Higgins zurück. Von hier ging es nur noch per Schiff über zwei Seen weiter nach Argentinien. Autos und Motorradfahrer mussten die Grenze nach Argentinien weiter nördlich überqueren. Die Fähre ist nur für Fussgänger und Velofahrer zugänglich.

Pünktlich trafen wir am Hafen ein, wo schon andere Velofahrer und Backpacker warteten. Die Fähre war kleiner als wir erwartet hatten. Wir überlegten uns, wie die Angestellten wohl all die grossen Rucksäcke, Taschen und Velos auf dem kleinen Boot verstauen würden. Doch nach kurzer Zeit war alles verstaut und die neun Velos verladen. Die Fahrt über den Lago O’Higgins dauerte gut 2 Stunden.

Nachdem wir den Lago O’Higgins überquert hatten, machten wir uns auf den Weg zum chilenischen Zoll, um unseren Ausreisestempel zu bekommen. Der Beamte an der Grenze nahm es sehr genau und das Prozedere zog sich in die Länge. Irgendwann bekamen auch wir unseren Ausreisestempel und die Fahrt konnte weiter gehen.

Gleich zu Beginn ging es zur Sache und wir schraubten uns zusammen mit anderen Velofahrern langsam den Berg hoch. Die ersten 15 Kilometer bis zur argentinischen Grenze hatten wir noch gute Schotterstrasse.

Das Wetter und die Aussicht waren ein Traum und wir genossen die Fahrt durch diese schöne Landschaft.
Zusammen mit Bertrand, einem Schweizer den wir auf der Carretera Austral kennengelernt hatten, fuhren wir durch die wilde Gegend.

Nach gut 15 Kilometer überquerten wir die Grenze zu Argentinien. Hier endete die Schotterstrasse und die nächsten sechs Kilometer bis zum Lago Desierto mussten wir auf einem Wanderweg zurück legen. Vom Lago Desierto würde eine Fähre um 17:00 Uhr nach Argentinien abfahren.

Die Strecke hatte es in sich und war ziemlich anspruchsvoll. Wir mussten immer wieder Bäche überqueren….

……oder unsere Velos über Wurzeln und Baumstämme heben, was mit all unserem Gepäck doch recht anstrengend war. Drei andere Radreisende waren ziemlich zurück gefallen und wir warteten auf sie, um Ihnen bei den Überquerungen der Bäche zu helfen. Die Zeit verging wie im Flug und wir mussten uns beeilen. Kurz nach 17:00 Uhr erreichten wir endlich den Lago Desierto. Die argentinischen Zollformalitäten waren schnell erledigt und wir bestiegen die Fähre für die Überfahrt nach Argentinien.

Von dem ganzen Geschiebe waren wir ziemlich geschafft. Müde aber zufrieden sanken wir auf unsere Sitze. Der Aufwand hatte sich gelohnt, denn wir wurden mit einer freien Sicht auf den Fitz Roy belohnt. Das ist hier in Patagonien nicht selbstverständlich.

Die Überfahrt dauerte gut 40 Minuten. Danach radelten wir noch ein Stück der Strasse entlang und suchten uns an einer geschützten Stelle einen Platz zum Zelten. Am nächsten Morgen versteckten wir unsere Velos hinter ein paar Büschen und wanderten in ein Seitental zum Lago Electrico. Die letzten zwanzig Kilometer bis El Chaltén mussten wir auf einer miserablen Schotterstrasse zurück legen.

Auf dem Weg zum Lago Electrico gab es im Wald einiges an Flora und Fauna zu bewundern. Hier sieht man eine Codonorchis Orchidee.
Zwischendurch sahen wir einigen fleissigen Magellanspechten beim Arbeiten zu.

El Chaltén lebt praktisch nur vom Tourismus. Restaurants und Hotels reihen sich aneinander. Trotzdem besitzt der Ort Charme und die Stimmung unter den Touristen war sehr entspannt und friedlich. Die Preise waren hier aber massiv höher als im Norden von Argentinien.

Die meisten Touristen kommen, um im Nationalpark Los Glaciares zu wandern. Hauptattraktion ist hier der markante Fitz Roy. Weil das Wetter die nächsten Tage schön bleiben sollte, wollten wir diese Gelegenheit nutzen und am nächsten Tag zum Fitz Roy hinauf laufen.

Bei schönstem Wetter und warmen Temperaturen machten wir uns an den Aufstieg. Wie erwartet, waren wir nicht alleine.

Bei strahlendblauem Himmel und ohne Wind konnten wir die imposanten Granitwände von der Aguja Poincenot (links) und des Fitz Roy (rechts) bestaunen.

So eine Wanderung machte natürlich hungrig. Bei einem kühles Bierchen, gegrilltem Gemüse, Fleisch und Pommes liessen wir den Tag ausklingen.

Nach drei Tagen in El Chalten schwangen wir uns wieder auf unsere Velosättel und machten uns auf in Richtung El Calafate.

Das Glück war auf unserer Seite und wir hatten an diesem Morgen Rückenwind vom Feinsten.

Die Gegend flog an uns vorbei und es fühlte sich fast an wie fliegen.

Zur Mittagspause hatten wir zusammen mit Bertrand bereits 85 Kilometer zurückgelegt. In einem Schutzraum, den es hier wegen den sehr starken Winden gibt, nahmen wir unser Picknick ein.

Danach gabs noch ein kleines Mittagsschläfchen. Leider machte die Strasse ab hier einen starken Bogen, so dass wir nun die nächsten 30 Kilometer starken Gegenwind hatten.

Trotz Gegenwind, genossen wir die Aussicht auf kitschig blaue Lagunen. Die Gegend ist wenig besiedelt und die Landschaft war sehr karg und trocken. Ausser ein paar kleinen Büschen bot die Vegetation keinen Schutz gegen den Wind.

Als Radreisender ist man hier sehr dankbar, ein paar verlassene Häuser für die Übernachtung zu finden. In diesem verlassenen Haus fanden wir ein windgeschütztes Quartier für die Nacht. Am Morgen war es beinahe windstill und wir genossen unser Frühstück im Freien……

…..mit schöner Morgenstimmung und Blick auf den Fluss.

Weiter ging es zuerst mit leichtem Rückenwind dann mit zunehmendem Gegenwind nach El Calafate. Die Ortschaft erreichten wir am frühen Nachmittag. Dort organisierten wir für den nächsten Tag eine Tour zum Perito Moreno Gletscher.

Der Blick auf den Perito Moreno Gletscher war atemberaubend. Auch hier waren wir nicht alleine. Die Leute verteilten sich jedoch auf den Kilometer langen Laufstegen und Aussichtsplattformen recht gut.

Am nächsten Morgen brachen wir früh auf in El Calafate, um den Rückenwind auszunutzen. Wir kamen flott voran und kurz nach dem Mittag erreichten wir einen Werkhof für Strassenunterhalt. Von dort wollten wir auf eine Nebenstrasse ausweichen, was aber wieder heftigen Gegenwind bedeutet hätte. Darauf hatten wir aber keine Lust und so machten wir für heute Schluss. Beim Werkhof konnten wir unsere Zelte aufstellen. Claudio, der hier das ganze Jahr stationiert ist, brachte uns frisches Wasser. Im Sommer ist er alleine hier und wechselt sich alle zwanzig Tage mit seinem Kollegen ab. Im Winter sind sie sechs bis sieben Leute, welche für den Strassenunterhalt der Umgebung (schneeräumen, salzen) zuständig sind.

Am nächsten Tag bogen wir auf die Nebenstrasse ab. Es war zwar eine Abkürzung, dafür aber eine 66 Kilometer lange Fahrt auf grober Schotterpiste (Ripio).

Gut durchgerüttelt trafen wir am frühen Nachmittag wieder auf die asphaltierte Hauptstrasse. Wir überlegten uns, ob wir noch weiter fahren, oder für heute Schluss machen sollten. Die nächste windgeschützte Schlafstelle wäre aber zu weit weg gewesen. Deshalb fragten wir auch bei diesem Werkhof nach einem Platz für unser Zelt. Javier, der hier stationiert ist, bot uns günstige und einfache Zimmer in einem Container an. Es gab eine Dusche / WC und wir durften sogar die Küche benutzen. Javier arbeitet das ganze Jahr hier. Alle 15 Tage wechselt er sich mit seinem Arbeitskollegen ab. Dann geht er für 15 Tage nach Hause zu seiner Familie.

Nach dem Frühstück machten wir uns wieder auf den Weg. Wie man sieht, animierte die Landschaft zum Fotografieren. Gegen Mittag überquerten wir ein weiteres mal die Grenze von Argentinien nach Chile.
Auf der chilenischen Seite erreichten wir nach gut sechs Kilometern die kleine Ortschaft Cerro Castillo. Dort wollten wir auf einem kleinen Camping im Garten einer Familie übernachten. Die Besitzer waren aber nicht Zuhause. Nach telefonischer Absprache durften wir unser Zelt aber im Garten aufstellen. Den Campingplatz teilten wir mit einem Kalb und jungen Hunden. Die grösseren Hunde bellten bei unserer Ankunft wie wild, waren aber zum Glück angebunden.
Der junge Stier hatte ziemliches Interesse an unseren Zelten…

Beim Rundgang durchs Dorf entdeckten wir dieses kleine Schosshündchen, einen Neufundländer.

Am Morgen, kurz nach unserer Abfahrt Richtung Puerto Natales, fing es an zu regnen.

In einer schönen Bushaltestelle machten wir Pause und hofften, dass der Regen etwas nachliess. Tatsächlich hörte es schon bald auf und die Sonne kam langsam hinter den Wolken hervor.

Beim Weiterfahren entdeckten wir plötzlich ein junges Kaninchen auf der Strasse. Wahrscheinlich wurde es beim überqueren der Strasse leicht angefahren. Es hatte keine sichtbaren Verletzungen, machte aber einen geschwächten Eindruck. Ruth hob es von der Strasse auf und brachte es in Sicherheit. Auf der Weiterfahrt sahen wir noch viele andere Kaninchen in der Gegend herum hoppeln. Es scheint Ihnen hier zu gefallen.

Gegen Mittag erreichten wir Puerto Natales. Dieses kleine Städtchen liegt in einer schönen Bucht direkt am Meer. Von hier kann man Ein- oder Mehrtagestouren in den Nationalpark Torres del Paine unternehmen.

Verschiedene Fähren fahren von hier regelmässig nach Puerto Williams, Tortel oder nach Puerto Montt.

Für den nächsten Tag war noch gutes Wetter angesagt. Wir kauften ein Busbillet und fuhren am nächsten Morgen früh in den Nationalpark Torres del Paine. Unglaublich, wieviele Busse an diesem Morgen in Richtung Nationalpark unterwegs waren. Ganze Scharen von Leuten stiegen aus den Bussen und machten sich voller Elan auf den Weg hinauf zum Wahrzeichen des Nationalparks. Als der Weg steiler wurde, mussten immer mehr Leute eine Pause einlegen. So wurde es mit der Zeit ein bisschen ruhiger um uns herum.

Auf der Strecke befindet sich ein Refugio mit Campingplatz. Wer hier im Zelt übernachten will, braucht eine Reservation und es ist schweineteuer.

Gegen Mittag erreichten wir unser Ziel. Der Blick auf die markanten Türme ist wirklich traumhaft. Bei einem gemütlichen Picknick liessen wir die herrliche Kulisse auf uns wirken.

Beim Abstieg kamen uns ganze Scharen von Leuten entgegen. Weiter unten wurde es zwischendurch doch mal etwas ruhiger und wir genossen die Aussicht und die Ruhe.

Seit Anfangs Dezember sieht man überall in den Städten Weihnachtsdekorationen. Das ist für uns irgendwie komisch. Frühling und Weihnachten ohne Schnee passen für uns nicht so richtig zusammen.

Hier in Puerto Natales wechselt das Wetter sehr schnell. Für die nächsten Tage hatte der Wetterbericht wieder mal sehr starken Wind und Regen angesagt. Also werden wir etwas Blog schreiben, unsere Weiterreise planen und ein bisschen faulenzen.

Auf der Strecke zwischen Villa O’Higgins und Puerto Natales haben wir etwa 600 km auf dem Velo zurückgelegt. Zusätzlich haben wir den Lago O’Higgins und den Lago Desierto überquert und drei Wanderungen in den Nationalparks gemacht.