Von Coyhaique nach Villa O’Higgins

Gemäss verschiedenen Reiseführern sollte der südliche Teil der Carretera Austral noch wilder sein als der nördliche Teil. Voller Erwartungen verliessen wir Coyhaique bei wechselhaftem Wetter.

Die ersten Kilometer nach Coyhaique waren noch stark landwirtschaftlich geprägt. Wir sahen vor allem Kühe und Schafe.

Der Nationalpark Cerro Castillo ist unter anderem für Huemuls bekannt. Das ist eine Hirschart, welche in der Region Patagonien beheimatet ist und als eines der Nationaltiere Chiles gilt.

Wir konnten im Park eine Huemul-Kuh beim Futter suchen beobachten.

Nach dem Park führte uns die Route über einen kleinen Übergang hinunter nach Villa Cerro Castillo. Auf den letzen Kilometern nahm der Wind nochmals zu.

Laut Wetterprognose sollte es in den nächsten zwei Tagen wieder sehr stürmisch werden. Wir mieteten eine kleine Cabaña und verbrachten gemütliche Tage im Dorf Cerro Castillo. Der Wind wehte so heftig, dass sogar ein paar Bustaben vom Ortsnamen Cerro Castillo umfielen. Auf der argentinischen Seite Patagoniens wurden ganze Strassenabschnitte wegen dem starken Wind gesperrt.

Der Ort ist klein und überschaubar. In dieser Jahreszeit hatte es noch sehr wenig Touristen. In den kleinen Tiendas (Läden) gab es an diesem Tag nur eine beschränkte Auswahl an Lebensmitteln. Der nächste Nachschub an Lebensmitteln aus dem Norden sollte erst am Montag oder Dienstag eintreffen. Viele Bewohner haben daher ein kleines Treibhaus in Ihrem Garten, wo sie selber Gemüse anpflanzen.

Für den nächsten Tag hatte der Wetterbericht weniger starken Wind gemeldet. Bei schönem Wetter starteten wir unsere Tagesetappe. Mit freier Sicht auf den den Berg „Cerro Castillo“ ging es mit viel Seitenwind den Berg hinauf.

Oben angekommen, wehte uns der Wind mit voller Kraft aus Westen entgegen. Trotzdem genossen wir die herrliche Aussicht.

Das Weiterfahren wurde wegen dem starken Seitenwind immer mühsamer. Zum Glück hatte es recht wenig Verkehr.

Irgendwann hatten wir genug und wir entschlossen uns, den Rest des Tages auf einem Campingplatz zu verbringen. Für den nächsten Tag hatte der Wetterbericht Regen angekündigt. Es war uns inzwischen lieber, den ganzen Tag im Regen als bei Wind durch die Gegend zu fahren.

Am Morgen fuhren wir noch ohne Regen los. Die dunklen Wolken verhiessen aber nichts Gutes und schon bald setzte leichter Nieselregen ein, der dann in Dauerregen überging. Das Licht und die Stimmung waren fast ein wenig mystisch.

Die Strecke wurde gerade saniert und zwischendurch war es recht matschig auf der Strasse. Ein Lastwagen war hier abgerutscht und auf die Seite gekippt. Abends fanden wir in einem kleinen Hostal Unterschlupf. Dort durften wir unsere nassen Kleider im Aufenthaltsraum zum trocknen aufhängen.

Am nächsten Tag zeigte sich das Wetter von seiner schönsten Seite. Praktisch ohne Wind und bei warmen Temperaturen fuhren wir die letzen 25 Kilometer bis nach Puerto Rio Tranquillo.

Die Strecke führte in einem ständigen auf und ab an kitschig blauen Seen entlang. Immer wieder mussten wir knackige Gegenanstiege bewältigen und kamen dabei ganz schön ins schwitzen.

Puerto Rio Tranquillo ist ein kleines Dorf an der Carretera Austral und liegt am Lago General Carretera. Von dort starteten wir eine Bootstour zu den berühmten Marmorhöhlen. Der Fahrer gab ganz schön Gas und wir wurden ziemlich durchgerüttelt.

Die Marmorhöhlen sind sehr beeindruckend und ein lohnenswerter Ausflug.

Die Formen und Farben der Felswände waren faszinierend.

Fast zwei Stunden dauerte unsere Bootstour und wir besichtigten verschiedene Felsen und Höhlen der Umgebung. Zurück im Dorf stellten wir unser Zelt auf dem Campingplatz auf. Dort verbrachten wir einen gemütlichen Abend zusammen mit einem Paar aus dem Wallis. Schon ein paar Wochen davor haben wir Urner getroffen und ein paar gemütliche Stunden mit Ihnen verbracht. Es war schön, mal wieder mit Leuten aus der Heimat zu plaudern.

Die Schönwetterphase hielt weiterhin an. Bei fast sommerlichen Temperaturen fuhren wir am nächsten Tag los.

Unsere Route verlief durch grüne, hügelige Landschaften. Vor einem besonders knackigen Aufstieg mussten wir uns mit einem Ragusa stärken. Nochmals herzlichen Dank für das Geschenk aus der Heimat. 😍

Viele Seen, Flüsse und saftig grüne Vegetation prägten das Landschaftsbild.

Nach dem Mittagessen in einer Bushaltestelle war ein Nickerchen an der Sonne angesagt.

Weiter ging es an kitschigblauen Seen…….

…..und Flüssen entlang

Einige Abschnitte waren wieder Naturstrasse. Jedes Auto wirbelte eine beträchtliche Menge an Staub auf, den wir dann ordentlich abbekamen. Zum Glück hatte es noch nicht allzu viel Verkehr. Im Hochsommer mit massiv mehr Verkehr möchten wir allerdings nicht durch die Carretera Austral fahren.

In Puerto Bertrand konnten wir unser Zelt im Garten einer Familie aufstellen. Sie betreiben hier einen kleinen Campingplatz in ihrem Garten. Fürs Duschen durften wir ihr Badezimmer benutzen.

In ständigem auf und ab ging es dem Rio Baker entlang Richtung Süden. Wer Lust hat, kann hier auch River Rating machen.

Am Eingang zum Nationalpark Patagonia machten wir kurz eine Pause. Der Park ist bei Touristen noch nicht sehr bekannt und soll sehr schön zum Wandern sein.

Die Vegetation änderte sich zunehmend und wir sahen seit langem mal wieder Disteln.

Weiter fuhren wir dem Rio Baker entlang.

In Cochrane legten wir ein paar Ruhetage ein. Die Ortschaft ist recht ruhig, klein und überschaubar.

Vor einem Café fotografierten wir eine Libelle. Wir haben auf der Carretera Austral viele Libellen gesehen.

An den Strassenrändern findet man viele wilde Lupinen. Hier war es fast ein ganzes Feld. Das Blau, Rosa und Weiss bildeten einen schönen Farbtupfer im Landschaftsbild.

Je südlicher wir kamen, umso wilder und einsamer wurde die Landschaft.

In dieser Region wird Torfmoos gesammelt, getrocknet und verkauft.

Zwischendurch fuhren wir wieder durch stark bewaldete Gebiete. Abends machten uns kleine Sandmücken das Leben schwer. Einmal assen wir in Regenbekleidung unser Nachtessen, damit wir ein bisschen Ruhe von den Biestern hatten.

Das Gelände war sehr Hügelig und steil. Wir waren ein wenig unter Zeitdruck, weil wir die Fähre von Villa O’Higgins nach Argentinien am Donnerstag nehmen wollten. Diese fährt zweimal in der Woche und das nur bei gutem Wetter. Wir versuchten, ein Teilstück per Autostopp zurück zu legen. Das Glück war auf unserer Seite und nach kurzer Zeit wurden wir von einer Frau aus Cochrane die auf dem Weg nach Villa O’Higgins war mitgenommen. Nochmals herzlichen dank an Nicole für ihre spontane Hilfe und die interessanten Gespräche🤗

Vor Villa O’Higgins mussten wir in Yungay nochmals einen Fjord mit der Fähre überqueren.

Der letzte Teil auf der Carretera Austral erschien uns nochmals wilder und einsamer.

Die Bergbäche führten viel Schmelzwasser

Mal zogen dunkle Wolken auf, kurze Zeit später schien wieder die Sonne.

Auf der Carretera Austral begegneten wir immer wieder den gleichen Leuten. Die Stimmung war gut und man tauschte sich aus.

Durch die Spiegelung im Wasser ergaben sich skurrile Bilder.

Und plötzlich war es dann soweit. Wir erreichten Villa O Higgins am späteren Nachmittag. Von hier gibt es keine Strasse mehr, die weiter nach Süden führt. Wir haben die Fahrt auf der Carrretera Austral mit seiner wilden, schönen Landschaft sehr genossen.

In Villa O Higgins hatten wir wieder eine kleine Cabaña gemietet und genossen die Zeit im kleinen Ort. Wir schlenderten durch die Ortschaft und trafen einige Velofahrer. Man quatschte ein bisschen und tauschte sich aus. Die Polizei drehte ab und zu ihre Runden. Hier fahren sie mit schnittigen Autos herum. 😃

Auf der Strecke zwischen Coyhaique uns Villa O’Higgins sind wir etwa 400 km auf dem Velo gefahren. Die unterbrochene Strecke nach Caleta Yungay haben wir auf der Fähre und dann mit einem PickUp zurückgelegt

Nach oben scrollen